Anbau an ein Wohnhaus in Bankholzen
Visitenkarte aus Stein
Wohnhaus auf der Höri setzt einen neuen Akzent am Weg zum Schienerberg
Für die Familie eines Steinmetzbetriebs aus Bankholzen auf der Höri war es klar: die Fassade des neuen Anbaus wird eine Referenz für den eingesessenen Handwerksbetrieb und natürlich aus Stein. Schmale Riemchen aus hellem Quarzit bilden aneinandergereiht die Fassade aus denen zwei aufgesetzte Eckfenster wie Bilderrahmen herausragen und so architektonisch einen optischen Kontrapunkt setzen.
Mit diesem Anbau war die Aufgabe für den Radolfzeller Architekten Thomas Köster aber in Bankholzen noch lange nicht erledigt. Dieser optisch für die dörfliche Umgebung doch eher ungewöhnliche Neubau war Teil einer umfangreichen Sanierungsmaßnahme auf dem Firmenareal der Steinmetzfamilie Familie Hangarter. Aus einer bislang kaum genutzten Scheune mit einem ehemaligen Kuhstall im Keller sollte für den Juniorchef Christian Hangarter ein schmuckes Wohnhaus nach modernem Zuschnitt entstehen. Über die Geschichte der Scheune war so manche Anekdote im Umlauf, das genaue Baujahr aber blieb bislang ungeklärt. Eine dendrologische Analyse im Rahmen der denkmalrechtlichen Abklärung brachte dann Gewissheit: die Ursprünge der Scheune reichen bis ins Jahr 1526 zurück. Denkmalschutz Ja oder Nein? Das Amt schuf Fakten und erlaubte sogar den Abriss des Gebäudes. Was Bauherr und Architekt ja eigentlich gar nie geplant hatten. Schließlich gibt es ja auch bauliche Vorgehensweisen, die Alt und Neu in gut verträglicher Weise zusammenführen können. Und so wurde das hier in beispielhafter und handwerklich anspruchsvoller Weise ausgeführt.
Arbeiten am Fundament mit einer neuen Bodenplatte und das Unterfangen der tragenden Mauern schufen der Scheune eine statisch stabile Basis, neue Balkenkonstruktionen lösten Vorhandenes ab und unterstützten Bestehendes. Für Thomas Köster war es bei der Planung des Innenausbaus wichtig, ein passendes, zeitgemäßes Raumkonzept zu entwickeln. „Das sollte nicht modernistisch aufgesetzt, sondern wie selbstverständlich wirken“, verdeutlicht der Architekt, obwohl für die ehemalige Scheune ja auch ein völlig neuer Zugang geschaffen wurde.
Christian Hangarter und seine Handwerkskollegen aus der Region haben beim Innenausbau viel Eigenleistung ins Projekt eingebracht. Und wie es sich für das Familienunternehmen gehört, hier auch das Fachwissen investiert. In der Küche gibt der Granit Steelgray (satiniert) am Küchenblock den Ton an, die Treppenstufen sind aus einem Granit namens Ivory Fantasy und die Abdeckung der Treppenbalustrade ist aus einem Granit ähnlichen Stein, der auf den Namen Kaschmir hört. Dazu ergänzen großformatige Fliesen aus Feinsteinzeug das räumliche Ensemble. Für die neuen Fussböden kamen breite Eichendielen in geölter Ausführung zum Einsatz.
Um genügend Raumhöhe auf allen Wohnetagen zu erreichen, konnte die Gesamthöhe beim Dachausbau leicht angehoben werden. Die Erweiterung des Dachs um eine Gaupe, schuf Raum für ein großzügiges Bad, das so zur Hälfte in den Anbau hinüberreicht. Das Schlafzimmer nebenan verfügt schon über einen kleinen Balkon, eine von außen nicht wahrnehmbare Dachterrasse verblüfft aber völlig. Ein Blick über das Dorf zum Kirchturm und Storchennest ist von hier aus ebenso erlebbar, wie die weite Aussicht zu den Hegauvulkanen.
Bei der Realisierung dieser Dachterrasse musste Thomas Köster tief in die Trickkiste greifen. Da hier zum Dachaustritt keine weitere Gaupe genehmigungsfähig war, blieb nur die Lösung mit einer ins Dach integrierten, zweigeteilten Türe. „Diese Türe gibt es nur vom Hersteller Velux und nur in dieser einen Größe“, erläutert Köster, wie das Dach der Türe angepasst wurde.
Mit der Umsetzung moderner Energierichtlinien ist es bei historischen Gebäuden nicht immer ganz einfach. „Beim Anbau war das klar, da wurde die Fassade komplett gedämmt und beim Übergang an den Balkonen auf das Vermeiden von Wärmebrücken geachtet“, macht Thomas Köster deutlich. In Verbindung mit neuen Isolierfenstern an der ehemaligen Scheune habe das gesamte Objekt mit seinen rund 160 Quadratmetern Wohnfläche jetzt den Standard eines KFW 85 Hauses erreicht. Wärmenachschub liefert eine Pelletsheizung.
Text/Fotos: Peter Allgaier